FORGIVEN, NOT FORGOTTEN - Die tragische Geschichte von 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-28

Der 16. Oktober 1982 ist ein typi­scher, trister Herbsttag in Ham­burg. Adrian flüchtet gemeinsam mit seinen Freunden vor den Angriffen bru­taler HSV-Fans. Mit Gas­pis­tolen wird geschossen, Leucht­ra­keten abge­feuert, mit Knüp­peln geschlagen und schließ­lich fliegen große Mau­er­steine. Adrian ver­sucht sich vor den Geschossen zu schützen und ver­steckt sich hinter einem Gebüsch. Ein Stein lässt sich vom Geäst nicht auf­halten und trifft ihn mit voller Wucht am Hin­ter­kopf. Bewusstlos liegt er am Boden, von der Polizei immer noch keine Spur. Seine Wehr­lo­sig­keit hilft ihm nichts, voller Hass wird weiter auf den leb­losen, jungen Körper ein­ge­treten.

Adrian Maleika war gerade einmal 16 Jahre alt und großer Fuß­ballfan. Werder Bremen war seine große Liebe für die er alles gegeben hätte. Es war die Zeit der Kut­ten­träger und auch Adrian, Mit­glied im Fan­club Die Treuen“ hatte seine lie­be­voll gehegte und gepflegte Kutte. Er wohnte in der Nähe von Werder-Manager Lemke, der noch heute erzählt, dass Adrian Maleika ein richtig netter Junge war und besuchte fast alle Bremen-Spiele mit seinen Freunden. Die Schule hatte er gerade beendet und eine Lehre als Glaser begonnen. Sprüche wie Eins kann uns keiner nehmen, und das ist der pure Hass auf Bremen“ warenzu dieser Zeit undenkbar.

Gegen Mittag starten die Bremer Anhänger in der Heimat zum DFB-Pokal Zweit­run­den­spiel nach Ham­burg. Schon am Ham­burger Bahnhof ist die Stim­mung auf­ge­heizt, da die beiden Mann­schaften in der Liga nur ein Zähler trennt und Alkohol in rauen Mengen fließt. Es fliegen ein paar Dosen, aber die Polizei bringt alles schnell unter Kon­trolle und begleitet die Gäs­te­fans zur S‑Bahn. Diese bringt den Grün-Weißen Anhang bis nach Stel­lingen, wo bereits die Poli­zei­es­korte wartet. Wäh­rend der Groß­teil der Bremer aus­steigt, begehen 150 Werder-Fans, dar­unter Adrian Maleika, einen ver­häng­nis­vollen Fehler: Statt sich den rest­li­chen Fans anzu­schließen fahren sie noch eine Sta­tion weiter. Sie kommen am hüge­ligen, unüber­sicht­li­chen und für die Polizei schwer kon­trol­lier­baren Volks­park öst­lich des Volks­park­sta­dions an. Auf dem Weg zur Ost­tri­büne wird die Gruppe aus dem Hin­ter­halt von angeb­li­chen HSV- Anhän­gern in bru­talster Art und Weise ange­griffen.

Die ganze Nacht kämpfen die Ärzte im Kran­ken­haus von Altona um das Leben von Adrian Maleika, ver­geb­lich. Am 17. Oktober stirbt zum zweiten Mal in Deutsch­land ein Fuß­ballfan, der eigent­lich nur ein span­nendes Spiel sehen wollte. Später stellt sich heraus, dass an dem Über­fall Mit­glieder des HSV Fan­clubs Die Löwen“ betei­ligt waren, die ein­deutig der rechten Skin­head­szene gehörten. Acht Täter werden ange­klagt, nur einer von ihnen wird zu einer Frei­heits­strafe von zwei Jahren und sechs Monaten ver­ur­teilt, ein wei­terer bekam 12 Monate auf Bewäh­rung.

Eine Woche später wird Adrian Maleika die letzte Ehre erwiesen, bei­gesetzt wird er in seiner Werder-Kutte. Glück­li­cher­weise bemühten sich nach diesem Unglück beide Ver­eine red­lich um Dees­ka­la­tion. Auf halber Strecke treffen sich Fan-Dele­ga­tionen beider Teams im Bei­sein der Manager und beschlossen im so genannten Frieden von Scheeßel“ auf gegen­sei­tige Rache­ak­tionen zu ver­zichten. Im Gedenken den Ver­stor­benen ent­rollen Bremer Fans in einem Uefa-Cup Spiel eine Fahne mit der Auf­schrift: Fuß­ball ist Kampf um den Ball,-und nicht zwi­schen den Fans. “ Immerhin sorgte der Tod eines jungen Men­schen dafür, dass in Ham­burg und Bremen die deutsch­land­weit ersten Fan­pro­jekte ent­standen.

Für viele Fans aber ist der Graben, der durch den Todes­fall ent­standen ist, immer noch zu tief, um heute, 30 Jahre danach, freund­schaft­lich mit­ein­ander umzu­gehen. Adrian Maleika, die Steine fliegen weiter“ tönten vor nicht allzu langer Zeit wieder einige HSV-Anhänger, die womög­lich nicht mal genau wissen, was im Jahr 1982 pas­siert ist. Dass es auch ver­söhn­li­cher geht, beweisen alte Freunde Adrians, mit der Grün­dung einer Inter­net­gruppe im Gedenken an ihren Freund: FOR­GIVEN, NOT FOR­GOTTEN! “

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