Wenn ich auf dem Platz stehe, denke ich an nichts 11FREUNDE

Den Versuch war es wert. Am vorletzten April-Wochenende hatte Jonas Hector vorzeitig seinen Rücktritt als Profi zum Saisonende verkündet. Über die konkreten Gründe schwieg er sich jedoch vorerst noch aus. Da wir uns bei 11FREUNDE auf die Fahne geschrieben haben, unserer Leserschaft einen tiefgründigen, ausgeruhten Blick auf das Fußballgeschäft zu liefern, merkt man als Redakteur in solchen Momenten natürlich auf und fragt sich: Was hat ihn – mit gerade 32 Jahren – zu der Entscheidung wohl getrieben?
Die Reaktion auf unsere Anfrage bei der Kölner Pressestelle kam postwendend. Auch andere Medien hätten bereits um ein großes Bilanz-Interview mit dem Ex-Nationalspieler ersucht. Na klar, Hector hat abseits des Rasens seit vier Jahren kein längeres Interview mehr gegeben. Jahre, in denen nicht nur der Fußball insgesamt von Krisen geschüttelt wurde, sondern auch Hector privat.
Aus Köln hieß es, der Spieler müsse selbst entscheiden, ob und in welcher Form er sich noch einmal öffentlich zu seinem Rücktritt äußern wolle. Pressesprecherin Lil Zercher aber versprach, sich zeitnah zu melden.
Vor etlichen Jahren hatten wir bei 11FREUNDE den FC-Linksverteidiger einmal für eine Story mit seinen alten Freunden aus dem Saarland zusammengeführt und mit der Gruppe über die gemeinsame Zeit vom SV Auersmacher gesprochen. Wenn er sich positiv an diesen Termin erinnerte, würde es vielleicht unsere Chancen steigern. Doch siehe da: Noch vor Feierabend kam die Nachricht aus Köln, dass Hector bereit sei, 11 FREUNDE eine Audienz zu gewähren. Ein letztes, langes Interview – und dann solle es auch gut gewesen sein.
„Ich habe auf bestimmte Dinge einfach keine Lust mehr und möchte die Zeit zukünftig anders nutzen“
Zum Termin in der Geißbock-Loge im Stadion erscheint er dann überpünktlich. Gerade hat Pressesprecherin Zercher die Nachricht erhalten, dass Steffen Baumgart noch mit den Spielern am Geißbockheim auf dem Rasen steht, da schwingt Jonas Hector bereits durch die Tür. Wie versprochen hat er für das Shooting seine Fußballschuhe mitgebracht, einen Hoodie und sein Trikot. Als wir ihm einen kurzen Überblick geben, was wir nun mit ihm besprechen wollen, entgegnet er: „Naja, ich sag ja eh nur, was ich sagen will. Ich kann das ja steuern.“
Und tatsächlich wägt Hector in dem gut eineinhalbstündigen Gespräch nach vielen Fragen ausführlich ab, er überlegt lange und mitunter ist ihm anzumerken, dass er weit mehr weiß, als er bereit ist preiszugeben. Mehrfach antwortet er mit: „Darüber möchte ich nicht sprechen.“ Dennoch wird es ein sehr persönliches, tiefgründiges und vielschichtiges Interview, an dessen Ende auf Grundlage vieler Details klar wird, warum Jonas Hector nach elf Profijahren zu dem Schluss gekommen ist, ein neues Kapitel in seinem Leben aufzuschlagen.
Eigentlich ist es aus seiner Sicht schnell erklärt: „Weil ich auf bestimmte Dinge einfach keine Lust mehr habe und die Zeit zukünftig anders nutzen möchte,“ sagt er. Und auf Nachfrage ergänzt er: „Auf die Öffentlichkeit, in der man als Profi zwangsläufig steht, auf den ständigen Druck. Beim FC haben wir uns in den letzten Jahren nie in ruhigen Fahrwassern befunden.“
ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWenmruvecicn2aZpZt6qrrTnqmvoZWserG4wK2xZqukmrWmecqaqauhlaeyprrDnmSim5hirq95yailmqtdnbKkwM6rZKRdc2hyg4LLp2ZxbWZnhnp%2F